Kategorie: Community

Müll sammeln – Marion Dominiak-Keller

Marion Dominiak Keller ist eine Diplom Psychologin und Psychoanalytikerin im “Unruhestand”, die eines Tages beschloss, den herumliegenden Müll nicht mehr zu ignorieren, sondern ihn aufzuheben. März 2023 haben wir mit ihr über Müllpat*in werden, warum Leute Müll aus dem Auto schmeißen und natürlich ihren Wandelpunkt gesprochen.

“Dass ich das hier machen würde, hätte ich früher nie gedacht.”

“Während des Lockdowns konnte ich nicht mehr in mein geliebtes Schwimmbad gehen und in meinem Alter muss man ja etwas für die Gesundheit tun. Also habe ich mich entschlossen zu laufen.
Ich bin jeden Tag gelaufen und ein Jahr lang habe ich mich über den den Müll aufgeregt, der am Straßenrand lag und hab versucht ihn zu ignorieren. Als Psychologin versucht man dann natürlich immer zu sagen, „Das ist nicht meine Baustelle, das interessiert mich nicht, guck einfach nicht hin…“ aber das hat nicht funktioniert. Es hat mich einfach ständig geärgert. Der Hintergrund ist nämlich, wenn ich durch die Natur laufe möchte ich keinen Müll sehen. Das ist eine Störung der Schönheit und des Blickes.”

“Es ist so, dass die Leute ja nicht nur kleine Sachen wegwerfen sondern auch richtig Sperrmüll abladen und dann hat mir eines Tages jemand gesagt, dass man das melden kann.
Bei meinen Nachforschungen habe ich dann erfahren, dass man bei der städtischen Müllentsorgung auch Müllpat*in werden kann. Dafür habe ich mich dann interessiert!
Kurze Zeit später wurde ich von einem Herrn sehr freundlich in die Arbeit eingewiesen, bekam eine Müllgabel und große Plastiksäcke und dann habe ich einfach angefangen während des Laufens links in rechts Müll zu sammeln.”


Unten: Eine kleine Auswahl des Mülls, den Marion sammelt und der von der Stadt entsorgt werden muss.

Das Plakart, das Marions Enkel gebastelt hat.

Links:
Mänglemelder: https://www.mängelmelder.de
Alternative Seite bei Frankfurt fragt mich: https://www.ffm.de/frankfurt/de/flawRep/43535
FES – Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH: https://www.fes-frankfurt.de/informatives-frankfurtplus/buerger-helfen-mit-und-buerger-sammeltage

Zwischenspielmusik:⁠ ⁠”Transcendental meditation in seven movements”⁠⁠ bei ⁠⁠Pseudosound⁠⁠

Und als Video:


Falls ihr uns von eurem persönlichen Wandelpunkt erzählen möchtet und was daraus entstanden ist, oder wenn ihr jemanden kennt, den wir interviewen sollen, einfach kontaktieren oder eine E-Mail an kontakt@wandelpunkt-podcast.de schicken.
Wir freuen uns, von euch zu hören.

Klimaschutz im Stadtteil – KIR, Franziska Nauck & Heike Maucher

Klimaschutz-Initiative Riedberg (KIR) ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel die Nachbarschaft im frankfurter Stadtteil Riedberg bis 2030 klimaneutral zu gestalten.
Franziska Nauck, selbständige Trainerin für schriftliche Kommunikation & Heike Maucher, Softwareentwicklerin bei einer Frankfurter Großbank haben 2021 gemeinsam mit Nachbarn die Klimaschutz-Initiative Riedberg gegründet.
Im Januar 2023 haben wir mit den beiden darüber geredet, wie man Veränderung im Stadtteil erreicht, mit Behörden und Nachbarn kommuniziert und natürlich von ihren Wandelpunkten erfahren.

Franziska (links im Bild):
“Mein Wandelpunkt war der erste globale Klimastreik am 15. März 2019. – Eigentlich hielt ich mich schon während meines Studiums für eine „Öko“ – bin sehr selten geflogen, beziehe Ökostrom, seit es „Lichtblick“ gibt, habe damals versucht, Wasser zu sparen etc.”

“Mit Job, Familie etc. trat das Thema irgendwie in den Hintergrund. Im Zuge des Atomausstiegs und der Entwicklungen bei den Erneuerbaren Energien hatte ich außerdem das Gefühl, die Politik würde sich schon darum kümmern …”

“Hellhörig wurde ich einmal, als ich 2017 ein Team des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltfragen (WBGU) zu verständlicher Kommunikation schulen durfte: In einer Seminarpause äußerten sich die Teilnehmenden sehr skeptisch und pessimistisch zur Umsetzung des Pariser Abkommens 2015.”

“Mit Fridays for Future packte es mich dann und ich wusste, ich muss jetzt mehr tun als ein bisschen meinen persönlichen Lebensstil zu verändern. So traf ich auf der ersten großen Demo eine befreundete Mutter, die mir von den People for Future (P4F) Frankfurt erzählte. Diesen schloss ich mich zunächst an und machte dort ein wenig bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit. Ich merkte aber, dass es mich zu viel Kraft kostete, neben Beruf und Familie oft durch die halbe Stadt zu fahren, um Dinge zu bewegen. So freute ich mich, bei den P4F zwei Menschen vom Riedberg zu treffen, denen ein lokales Engagement im eigenen Stadtteil vorschwebte.”

“Ich weiß gar nicht mehr, wer wen kannte und wie die Verbindungen genau waren; auf jeden Fall trafen sich Ende 2019, wenige Tage vor Weihnachten, sechs Menschen in der Riedberger Pizzeria Belvedere und starteten die Klimaschutz-Initiative Riedberg (KIR)”

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Heike (rechts im Bild):
“Bevor ich zur Kerngruppe der KIR gestoßen bin, war der Klimawandel mehr oder weniger etwas, was in den Nachrichten passierte und worüber ich mir Sorgen machte. Meine Aufgabe sah ich darin, die richtigen Politiker/innen und Parteien zu wählen und darauf zu hoffen, dass in Wiesbaden und Berlin dann hoffentlich die richtigen Entscheidungen getroffen werden.”

“Mein persönlicher Wandelpunkt war dann das Zusammentreffen mit den anderen Mitgliedern der Kerngruppe, das hat einen gewissen Aha-Effekt ausgelöst, denn dort ging es plötzlich nicht mehr um den CO2-Ausstoß Deutschlands oder der Welt, sondern um den des Riedbergs. Das mag banal klingen, aber ich denke, dass dieser Gedankensprung wichtig ist. Denn für den Klimawandel, der irgendwie, irgendwo stattfindet, fühle ich mich erheblich weniger zuständig als für den, der vor meiner Haustür stattfindet.”

“Mittlerweile habe ich erfahren, dass es sehr viele lokale Klimaschutzgruppen gibt, und so sind diese der Inbegriff von der Vorstellung, dass viele Wassertropfen ein Meer bilden oder um es mit Greta Thunberg zu sagen: I’ve learned that you are never too small to make a difference.”

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“Wir von der KIR sind eine wachsende Gruppe Riedbergerinnen und Riedberger, die sich dafür einsetzen, den Riedberg bis 2030 klimaneutral zu machen. So könnte Riedberg ein Klimaschutz-Leuchtturm für Frankfurt werden.”

“In verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigen wir uns mit den wichtigsten Themen rund um den Klimaschutz: CO2-Reduktion, Solar auf die Dächer, Naturnahes Gärtnern, Mobilität, Müllvermeidung, Kommunikation”

Links:
http://www.klimaschutz-initiative-riedberg.de
kontakt@klimaschutz-initiative-riedberg.de
https://www.facebook.com/KlimaschutzInitiativeRiedbergKIR

Zwischenspielmusik: “Where do we go from here?” bei Pseudosound


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Zukunft gestalten – Büro für sozialen Humusaufbau, Lauritz Heinsch

Lauritz Heinsch ist Permakultur-Designer und Bassspieler aus Fulda und hat 2015 das Büro für sozialen Humusaufbau gegründet. Er veranstaltet verschiedene non-profit Permakulturprojekte bundesweit. Wir haben mit ihm zusammen einen sonnigen Nachmittag im März 2022 verbracht und uns über Permakultur, den eigenen Lebensweg zu finden und natürlich über seinen Wandelpunkt unterhalten.

“Anstatt Abi zu machen, zog ich von meinem Geburtsort Fulda nach Hamburg, um dort beim Film zu arbeiten. Ich absolvierte solange Praktika als Set-Runner bis ich letztendlich zur Assistenz der Set-Aufnahmeleitung für ARD- und ZDF-Produktionen wie den “Tatort” oder “die Pfefferkörner” aufstieg und mit einer kleinen Crew selbst Kurzfilme drehte. Mit 21 reisten meine damalige Freundin und ich ein Jahr lang, mit Einsatz von nur sehr wenig Geld, teils trampend durch Schottland und Portugal. 2012 wurde ich Vater meines wundervollen Sohns Fjalle. Mit diesem Ereignis änderte sich mein Leben schlagartig, oder besser gesagt, ich änderte es schlagartig.”

“Von Ohnmachtsgefühlen, ob der zahllosen Missstände auf der Welt, überwältigt, suchte ich nach Strohhalmen, Hoffnungsschimmern und Lösungsstrategien. Diese Suche führte mich recht schnell, 2013, zum Permakultur-Design-Kurs auf dem Häuslemaierhof bei Freiburg. Dieser Kurs inspirierte und bekräftige mich dermaßen, dass ich sofort und unmittelbar das Studium an der PKAkademie begann und innerhalb dessen an 14 Vertiefungskursen, 2 PDKFs und zahlreiche Netzwerktreffen teilnahm. Mit einem Schmunzeln kann ich heute sagen, dass ich viele dieser Kurse wegen ihrer wohltunenden Atmosphäre und kräftigender Wirkung auf mich besuchte.”

“Völlig überwältigt von den neuen Perspektiven Zukunft zu denken und gestalten zu können, begann ich noch im selben Jahr eine Schreinerlehre, die Wildnispädagogik-Ausbildung an der Wildnisschule Wildniswissen und wurde Foodsharing-Botschafter meiner Stadt. 2016 beendete ich meine Schreinerlehre mit einer indoor-Komposttoilette als Gesellenstück. 2017 akkreditierte ich zum Dipl. Permakultur-Designer auf einem meiner Studienprojekte, dem Humus-Festival und beendete die 3-jährige Wildnispädagogik-Ausbildung.”

Wir haben Lauritz auch dazu gebeten, uns zu erklären, wie wir uns sozialen Humusaufbau vorstellen können.

“Was heißt denn ‘sozialer Humusaufbau’ überhaupt?”

Für mich heißt das vor allem “Gärtnern auf der Metaebene”.
“’Humus’ ist erstmal der obere Teil des Bodens, der aus fein zersetzten, organischen Substanzen besteht. Er ist nicht tot, denn in ihm leben Unmengen an Organismen, die an seinem Auf-, Um- und Abbau mitwirken. In nur einer Handvoll Humus existieren so viele Lebewesen wie Menschen auf der Erde: über sieben Milliarden. Außerdem ist Humus unerlässlich für die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen.”

“Wie geht denn ‘Humusaufbau’?”

“Zunächst stellt sich die Frage, wie geht denn Humusabbau? Durch Erosion! Zum Beispiel fließendes Wasser oder Wind an der Erdoberfläche, was die leichte Erdschicht wegtransportiert. Fehlender Bewuchs oder ständiges Umgraben des Bodens macht es der Witterungen leicht. Humusaufbau kann also darin bestehen, den Boden bedeckt zu halten, schonend zu bearbeiten und bei starkem Gefälle das Oberflächenwasser auszubremsen. Wie gesagt, im Humus pulsiert das Leben, das die Grundlage für gesunden und fruchtbaren Boden bildet. Genug Humus kann es kaum geben. Humusaufbau ist also stets eine ausgezeichnete Sache!”

“Und was heißt jetzt ‘sozialer Humusaufbau’?”

“Es ist eine Metapher. Wir sind der Boden. Wir sind das, aus dem das gute Leben entspringt. Sind wir brach, wüst, karg und öde, hat uns die sinnbildliche Erosion die Lebendigkeit, den Flow, den Schmackes genommen, wird es Zeit die wichtigste Schicht unseres Lebens wieder aufzubauen und dazu mit anderen zu vernetzen.”

Links:
Büro für sozialen Humusaufbau: www.sozialhumus.de
Humus-Festivals: www.humus-festival.de
FLAKE: www.flake.world
Pfade zur Wildgestaltung: www.wildgestaltung.de
Wie:Du:Kind-Filmwerkstatt: www.wiedukindfilm.de
Hebel e.V.: www.hebeln.org
Instagram: sozialer_humusaufbau
Facebook: https://www.facebook.com/wildgestaltungFLAKE: www.flake.world

Zwischenspielmusik “October” vom Pseudosound


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