Kategorie: Aktivismus

Klimaschutz im Stadtteil – KIR, Franziska Nauck & Heike Maucher

Klimaschutz-Initiative Riedberg (KIR) ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel die Nachbarschaft im frankfurter Stadtteil Riedberg bis 2030 klimaneutral zu gestalten.
Franziska Nauck, selbständige Trainerin für schriftliche Kommunikation & Heike Maucher, Softwareentwicklerin bei einer Frankfurter Großbank haben 2021 gemeinsam mit Nachbarn die Klimaschutz-Initiative Riedberg gegründet.
Im Januar 2023 haben wir mit den beiden darüber geredet, wie man Veränderung im Stadtteil erreicht, mit Behörden und Nachbarn kommuniziert und natürlich von ihren Wandelpunkten erfahren.

Franziska (links im Bild):
“Mein Wandelpunkt war der erste globale Klimastreik am 15. März 2019. – Eigentlich hielt ich mich schon während meines Studiums für eine „Öko“ – bin sehr selten geflogen, beziehe Ökostrom, seit es „Lichtblick“ gibt, habe damals versucht, Wasser zu sparen etc.”

“Mit Job, Familie etc. trat das Thema irgendwie in den Hintergrund. Im Zuge des Atomausstiegs und der Entwicklungen bei den Erneuerbaren Energien hatte ich außerdem das Gefühl, die Politik würde sich schon darum kümmern …”

“Hellhörig wurde ich einmal, als ich 2017 ein Team des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltfragen (WBGU) zu verständlicher Kommunikation schulen durfte: In einer Seminarpause äußerten sich die Teilnehmenden sehr skeptisch und pessimistisch zur Umsetzung des Pariser Abkommens 2015.”

“Mit Fridays for Future packte es mich dann und ich wusste, ich muss jetzt mehr tun als ein bisschen meinen persönlichen Lebensstil zu verändern. So traf ich auf der ersten großen Demo eine befreundete Mutter, die mir von den People for Future (P4F) Frankfurt erzählte. Diesen schloss ich mich zunächst an und machte dort ein wenig bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit. Ich merkte aber, dass es mich zu viel Kraft kostete, neben Beruf und Familie oft durch die halbe Stadt zu fahren, um Dinge zu bewegen. So freute ich mich, bei den P4F zwei Menschen vom Riedberg zu treffen, denen ein lokales Engagement im eigenen Stadtteil vorschwebte.”

“Ich weiß gar nicht mehr, wer wen kannte und wie die Verbindungen genau waren; auf jeden Fall trafen sich Ende 2019, wenige Tage vor Weihnachten, sechs Menschen in der Riedberger Pizzeria Belvedere und starteten die Klimaschutz-Initiative Riedberg (KIR)”

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Heike (rechts im Bild):
“Bevor ich zur Kerngruppe der KIR gestoßen bin, war der Klimawandel mehr oder weniger etwas, was in den Nachrichten passierte und worüber ich mir Sorgen machte. Meine Aufgabe sah ich darin, die richtigen Politiker/innen und Parteien zu wählen und darauf zu hoffen, dass in Wiesbaden und Berlin dann hoffentlich die richtigen Entscheidungen getroffen werden.”

“Mein persönlicher Wandelpunkt war dann das Zusammentreffen mit den anderen Mitgliedern der Kerngruppe, das hat einen gewissen Aha-Effekt ausgelöst, denn dort ging es plötzlich nicht mehr um den CO2-Ausstoß Deutschlands oder der Welt, sondern um den des Riedbergs. Das mag banal klingen, aber ich denke, dass dieser Gedankensprung wichtig ist. Denn für den Klimawandel, der irgendwie, irgendwo stattfindet, fühle ich mich erheblich weniger zuständig als für den, der vor meiner Haustür stattfindet.”

“Mittlerweile habe ich erfahren, dass es sehr viele lokale Klimaschutzgruppen gibt, und so sind diese der Inbegriff von der Vorstellung, dass viele Wassertropfen ein Meer bilden oder um es mit Greta Thunberg zu sagen: I’ve learned that you are never too small to make a difference.”

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“Wir von der KIR sind eine wachsende Gruppe Riedbergerinnen und Riedberger, die sich dafür einsetzen, den Riedberg bis 2030 klimaneutral zu machen. So könnte Riedberg ein Klimaschutz-Leuchtturm für Frankfurt werden.”

“In verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigen wir uns mit den wichtigsten Themen rund um den Klimaschutz: CO2-Reduktion, Solar auf die Dächer, Naturnahes Gärtnern, Mobilität, Müllvermeidung, Kommunikation”

Links:
http://www.klimaschutz-initiative-riedberg.de
kontakt@klimaschutz-initiative-riedberg.de
https://www.facebook.com/KlimaschutzInitiativeRiedbergKIR

Zwischenspielmusik: “Where do we go from here?” bei Pseudosound


Falls ihr uns von eurem persönlichen Wandelpunkt erzählen möchtet und was daraus entstanden ist, oder wenn ihr jemanden kennt, den wir interviewen sollen, einfach kontaktieren oder eine E-Mail an kontakt@wandelpunkt-podcast.de schicken.
Wir freuen uns, von euch zu hören.

Lebensmitteln retten – Food That’s Left, Hugh Alderson

Australier Hugh Alderson ist gelernter Koch und hat 2021 das KüfA Kollektiv “Food That’s Left” gegründet.
Im November 2022 haben wir mit ihm über Lebensmittelverschwendung, veganes Kochen und natürlich seinem Wandelpunkt gesprochen.

“Ich liebe meinen Beruf, hatte aber immer Probleme damit, dass wir in der Gastronomie in großen Teilen sowohl moralisch, als auch hinsichtlich der Rücksicht auf die Umwelt in die falsche Richtung laufen. Viele Lebensmittel wandern in den Müll, eine reine vegane Küche gab es früher sehr selten und ist auch heute noch nicht Mainstream. Mehrwegsysteme etablieren sich nur sehr langsam und die Küche ist sehr hierarchisch aufgebaut.”

“Außerdem können sich viele Menschen das Essen in einem Restaurant schlichtweg nicht leisten. Der Wandel zu Food That’s Left hat sich über mehrere Jahre und in einigen Schritten vollzogen. Das Kochen in einer KüfA habe ich 2019 in Berlin so richtig für mich entdeckt. Ich habe gesehen wie harmonisch wir tagein, tagaus ohne Hierarchien, vegan, mit viel Liebe für viele Menschen kostengünstig und gemeinschaftlich kochen konnten.”

“Das war ein Augenöffner für mich und ich habe im Nachgang überlegt, wie sich diese Form des Kochens dauerhaft für mich und andere umsetzen lässt. Die Pandemie hat vieles zum Stillstand gebracht, für mich aber die Möglichkeit eröffnet mich mit vielen Themen intensiver zu beschäftigen, die mich schlussendlich dem späteren Food That’s Left näher brachten u.a. habe ich die unterschiedlichsten Quellen für die Lebensmittelrettung entdeckt. Für mich war schnell klar, dass das Kochen mit geretteten Lebensmitteln die Basis für das KüfA Kollektiv sein soll. Gerettete Lebensmittel erlauben uns aktiv Klimaschutz zu betreiben, in dem wir große Mengen an Lebensmitteln verkochen, die sonst im Müll landen würden. Dabei kochen wir ausschließlich vegan. Als Aktionsküche für die Klimabewegung unterstützen wir Menschen, die sich für unsere Zukunft einsetzen. Dabei kochen wir für fast umsonst und für viele Menschen. Ein kleiner Nebeneffekt dieser Art zu kochen ist, dass Menschen, die sich normalerweise keinen Restaurantbesuch leisten können von uns bekocht werden.”


“Food That’s Left ist eine politische und soziale Aktions KüfA (Küche für Alle). Wir sind keine klassische KüfA, die nur an einem Ort aufgebaut ist, sondern wir gehen dorthin, wo wir gebraucht werden, kochen in der Regel gemeinsam mit den Aktivist*innen und geben das Essen an Ort und Stelle aus.”

“Wir sehen unsere KüfA Arbeit als eine politische Aktion innerhalb der Klima und sozialen Gerechtigkeitsbewegung. Wir verarbeiten hauptsächlich gerettete Lebensmittel aus unterschiedlichen Quellen (Food That’s Left) und passen uns täglich an das an, was wir selbst retten bzw. was für uns gerettet wird bzw. an uns gespendet wird. Das heißt wir sind extrem flexibel was unser Essensangebot anbetrifft. Damit leben wir Klimaschutz und positionieren uns vehement gegen die Lebensmittelverschwendung, die beträchtlich zum Klimawandel beiträgt, indem sie die Ausbeutung von Natur, Tieren und Menschen zugleich bewirkt.”

“Food That’s Left arbeitet bewusst Hierarchie frei um aufzuzeigen, dass das Kochen harmonisch und gleichberechtigt funktionieren kann. Menschen, die mit unserem Aktionskonsens einverstanden sind, sind stets willkommen teilzunehmen und/oder mit zu essen und natürlich Freude an unserer Aktionsform zu haben.”

Links:
E-Mail: info@foodthatsleft.de
https://www.instagram.com/food_thats_left/
https://www.facebook.com/foodthatsleft

Zwischenspielmusik: “I exist” bei Pseudosound


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Wälder schützen – Waldbesetzung von Teufelsbruch bleibt

Der Teufelsbruch und der Fechenheimer Wald befinden sich im Osten der Stadt Frankfurt am Main und sie sind ein letztes Stück des regional typischen Auenwaldes des Mains. Ein alter Feuchtwald der Flussaue.
Ein Stück des Waldes soll nun für einen Autobahntunnel gerodet werden und wird momentan von den Aktivisten von “Teufelsbruch bleibt” geschützt.
Im November haben wir uns mit zwei der Aktivisty, die anonym bleiben möchten, über die Gründe der Waldbesetzung, hierarchiefreie Gesellschaften und natürlich über deren Wandelpunkte unterhalten.

Teufelsbruch bleibt

Es ist ein kalter Novembermorgen, als wir an die Tür des Bauwagens der Mahnwache klopfen und zwei vermummte Gestalten uns die Tür öffnen.

“Ach, ihr seid nicht die Polizei” kommt es uns erleichtert entgegen. Wir werden herzlich empfangen und zu den Baumhäusern begleitet.

Freundlich blitzen die Augen der jungen Aktivisten und sie bieten uns Tee, Kaffee und gerettete Kekse an.
Kurze Zeit später sitzen wir mit zwei von ihnen zusammen unter den Bäumen und unterhalten uns über ihr Leben draußen im Wald. Beide hatten einschneidende persönliche Erfahrungen, also ihre Wandelpunkte, die sie dazu führten, die Struktur unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Sie entschieden sich ihr Leben radikal zu ändern und stattdessen ihre Utopie zu leben. Sie sind froh darüber wie wenig sie benötigen, um glücklich zu sein.


Aber glücklich sind sie nicht, sonst würden sie nicht im Winter im Wald leben. Sie nehmen diese Sache sehr ernst, denn sie haben eine Vision von einer freien, hierarchielosen und friedlichen Welt, wo alle Lebewesen auf diesem Planeten mit Respekt behandelt werden, also auch Tiere und Pflanzen. Sie leben diese Vision.

Teufelsbruch bleibt
Teufelsbruch bleibt

Die Aktivisty informieren in einem Blog über ihr Leben und ihre Gedanken im Fechenheimer Wald. Dort kann man auch lesen, wie man sie unterstützen kann.
https://teufelsbruch.blackblogs.org/

Andere Links dazu:
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/a66-ausbau-aktivisten-besetzen-in-frankfurt-weitere-baeume,waldbetzung-riederwaldtunnel-frankfurt-100.html
https://greenpeace-frankfurt.de
https://www.fr.de/frankfurt/protest-gegen-autobahnausbau-im-riederwald-baeume-faellen-geht-gar-nicht-91005322.html

Zwischenspielmusik “Interlude in C Major” vom Pseudosound


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