Wir melden uns zurück aus unserer Sommerpause und haben auch bald wieder superinteressante neue Folgen für euch zu hören. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von Transition Town Frankfurt haben wir uns entschlossen, diesen Monat unser Interview vom Januar 2020 mit dem Gründer Matthias Emde zu wiederholen.
Matthias Emde ist Diplom-Geologe, Infografiker und Buchautor aus Frankfurt. 2011 hat er, gemeinsam mit Gleichgesinnten, die lokale Transition Town Gruppe gegründet. Im Januar 2020 saßen wir mit ihm zusammen und haben uns über seinen Wandelpunkt und die damit verbundene Geburt von Transition Town Frankfurt unterhalten.
Transition Town (Stadt im Wandel) ist eine weltweite soziale Bewegung aus Großbritannien, die 2006 von Rob Hopkins gegründet wurde. Das Ziel von Transition Town ist, gemeinsam eine nachhaltige Gesellschaft zu aufzubauen. Build a better world.
Zitat aus Transition Town Frankfurts Webseite:
Transition Town Frankfurt wurde im November 2011 im “Metropol” am Dom von etwa 20 Wandelbegeisterten gegründet. Nachdem sich erste Strukturen und Gruppen gebildet hatten, waren schnell konkrete Projekte da: Solidarische Landwirtschaft, Urban Gardening Projekte, ein Repair-Café, Bienen, Regional-Geld, Auftritte bei Diskussionsrunden und vieles mehr. Schnell merkten wir auch, dass Frankfurt in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz durchaus eine aktive Stadt ist, es gibt hier eine Vielzahl an Initiativen, Projekten, Aktiven, die alle ein gemeinsames Ziel haben. Daher haben wir uns auch schnell auf’s Netzwerken konzentriert – denn wozu Arbeitsgruppen gründen, wenn es bereits wunderbare Gruppen gibt. Vernetzung und sichtbar machen, das ist daher auch einer unserer Schwerpunkte.
Dieses erste Oktoberwochenende 2021 feiert Transition Town Frankfurt mit den Wandeltagen ein Fest der Nachhaltigkeit über die ganze Stadt verteilt. Über 40 Initiativen wie Reparatur-Cafés, Unverpackt-Läden und Urban Gardening Projekte zeigen was sie können. Wer alles dabei ist erfahrt unter www.wandeltag.de
Um mehr über Matthias Emde und seine Arbeit zu erfahren, geht auf https://www.emde-grafik.de Der ist ein talentierter Illustrator und hat sogar unser Wandelpunkt Logo entworfen.
Das Zwischenspiel ist aus dem Lied “Turkey Groove” vom Pseudosound. Hier vollständig zu hören.
Falls ihr uns von eurem persönlichen Wandelpunkt erzählen möchtet und was daraus entstanden ist, oder wenn ihr jemanden kennt, den wir interviewen sollen, einfach kontaktieren oder eine E-Mail an kontakt@wandelpunkt-podcast.de schicken. Wir freuen uns, von euch zu hören.
Dr. Christoph Quarch ist ein Philosoph aus Fulda und Gründer der dritten platonischen Akademie (Akademie_3). Feyza Morgül (Opera Civil) aus Frankfurt, mit der wir schon letzten Juli in Folge 7 unseres Podcasts philosophiert haben, ist auch Mitglied der Akademie. Zusammen mit ca. 30 anderen Denkern wollen sie eine geistige Erneuerung der Gesellschaft stimulieren. Im Januar 2021 haben wir mit den beiden philosophiert, wie wir als Gesellschaft unsere Denkweise ändern müssen, und ob das Durcheinander durch Covid eine Chance bietet, in ein nachhaltigeres und achtsameres System zu wandeln.
Dr. Christoph Quarch ist Philosoph, Bestseller-Autor und Denkbegleiter. Er berät Unternehmen, unterrichtet an verschiedenen Hochschulen und veranstaltet gemeinsam mit ZEIT-Reisen philosophische Reisen. Mit seiner SWR-Radiokolumne „Der Frühstücksquarch“ sowie mit seinen Podcasts, Artikeln und inzwischen knapp 50 Büchern erreicht er ein breites Publikum im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 2020 initiierte und gründete er die Neue Platonische Akademie (akademie_3) zur Entwicklung eines geistigen Paradigmas für das digitale Zeitalter. Zahlreichen Unternehmen steht er als philosophischer Gesprächspartner und Autor zur Seite. In seinen Veröffentlichungen schöpft er aus den Quellen der europäischen Philosophie, um tragfähige Antworten auf die Herausforderungen des Lebens im 21. Jahrhundert zu finden. Quarch studierte Philosophie, Theologie und Religionswissenschaften in Bielefeld, Heidelberg und Tübingen, wo er 1996 mit einer Arbeit über Platon promovierte. Anschließend war er als Redakteur und Chefredakteur verschiedener Publikationen tätig und organisierte vom 2000 bis 2007 als Programmchef die Deutschen Evangelischen Kirchentage. Er lebt mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in Fulda.
“Ein genauer Zeitpunkt, an dem die Entscheidung fiel, eine neue Platonische Akademie zu gründen, lässt sich nicht fixieren. Vielmehr ist die Idee dazu über Jahre in mir gewachsen. Die akademie_3 ist genau genommen die Antwort auf eine Frage, die mich seit Jahrzehnten umtreibt: Warum bleibt eine umfassende gesellschaftliche Transformation noch immer aus, obwohl es zahlreiche hochkompetente Menschen und Organisationen gibt, die daran arbeiten und obwohl auch der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem fundamentalen Paradigmenwechsel zwingt. Die einzige Antwort, die ich gefunden habe, lautet: Weil es an Begeisterung fehlt. Es fehlt ein verbindender und beflügelnder Geist, der die Transformationswilligen zu einer globalen Kraft zusammenführt. Es fehlt an einem neuen geistgewirkten Narrativ. Landebahnen für den Geist zu bauen bzw. einen Garten anzulegen, in dem Geist wachsen kann: Das ist das Beste, was wir tun können, um der umfassenden Transformation den Weg zu bereiten. Eine besondere Rolle bei diesem Erkenntnisprozess spielt die Begegnung mit einer Schamanin, in deren Folge ich eine innere Gewissheit darüber gewonnen habe, dass dies mein Lebensthema ist.“
Feyza Morgül ist Inhaberin von Opera Civil, bringt Menschen und Ideen zusammen, die wachsen können – für den Wandel in der Stadt. Seit 15 Jahren macht sie PR und Kommunikation für nachhaltige, alternative Projekte, für Angebote und Orte, an denen Menschen und Initiativen sich begegnen können, unabhängig von Herkunft und Gehalt. Zwölf Jahre verantwortete sie die PR bei protagon e.V., darunter die Sommerwerft. Als Mitglied im Kernteam von Transition Town Frankfurt e.V. hat sie mit anderen Frankfurter*innnen in Heddernheim ein Klimaschutzprojekt als Nachbarschaftsaktion aufgebaut und verstetigt (samt Reparatur Café und mehr). Seit 2018 ist sie Geschäftsführerin des Frankfurter Marktverein e.V., dem Interessensverein der Bauern und Städter für den Erzeugermarkt an der Konstablerwache. Sie ist im direkten Austausch mit regionalen Produzent*innen, Transformator*innen für den Wandel und (ernährungs)bewussten Einwohner*innen Frankfurts.
“Mein Wandelpunkt ist ein Prozess, der nicht aufhört, wenn man davon ausgeht, wann hast du dich irgendwie verändert oder wieso bist du anders. Was bedeutet eigentlich Wandelpunkt? Ich gehe davon aus, dass Wandelpunkt bedeutet, eine Wahrnehmung zu bekommen, für die aktuelle Situation und eben nicht mehr nach gewohntem Dienst nach Vorschrift etwas zu tun, was einfach nicht mehr richtig ist. Das hatte ich in einem Kaufhaus, in dem ich mir ein Shirt holen wollte und plötzlich gehörte alles um mich herum zusammen. Dieser Stapel von Shirts in allen möglichen Farben und allen möglichen Größen, der noch im Lager hundertfach lag, der produziert wurde, hundertprozentig in Asien unter, damals auf jeden Fall, unmenschlichen Bedingungen, mit Chemikalien die nicht nur für die Menschen die das produzieren, sondern auch die, die’s anziehen ungesund sind und am Ende, wenn ich die Sachen wasche das Ganze auch noch ins Abwasser geht.”
Zitat vom Christoph: “Das Ziel der akademie_3 ist die geistige Erneuerung der Gesellschaft in der Tradition der von dem Philosophen Platon 386 v.Chr. gegründeten Athener Akademie und der Nova Academia Platonica im Florenz der Renaissance. Ihr Anliegen ist die Wiedergeburt desjenigen Geistes, der im antiken Griechenland die europäische Kultur inspirierte und sie im Verlauf der Geschichte wiederholt beflügelte. Von diesem Geist der Lebendigkeit verspricht sich die akademie_3 u.a. begeisternde Impulse zu einer zukunftsfähigen Transformation der Ökonomie, einem Zusammenwachsen Europas zu einer politischen Union, einer Wiederbelebung des Gemeinsinns als Kitt einer demokratischen Gesellschaft, einer Vermittlung der tragenden Werte und Ideale eines freien und demokratischen Gemeinwesens an junge Menschen gleich welchen Ausbildungsstandes, einer Entfaltung der Lebendigkeitspotenziale individueller Menschen. Die akademie_3 ist ein Gremium von ca. 30 Männern und Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Kompetenzen. Sie versteht sich als „Garten des Denkens“ (Thought Garden im Unterschied zu Think Tank), in dem im interdisziplinären Dialog von Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik, Philosophie, etc. Ideen, kulturelle Ausdrucksformen und Programme erarbeitet werden, die der geistigen Verwurzelung eines lebendigen und freien gesellschaftlichen Miteinanders gewidmet sind. Die akademie_3 knüpft ein Netzwerk von „Interessierten und Unterstützern, die über digitalen Medien an der Arbeit der Akademie teilhaben und deren Ideen weitertragen. Ferner steht sie als Inspirationsgeberin Unternehmen und Organisationen zur Seite und entwickelt in Partnerschaft mit anderen Organisationen Projekte zur Manifestation des Geistes der Lebendigkeit in Gesellschaft und Ökonomie.”
Feyza Morgül, geborene Frankfurterin aus interkulturellem Haushalt, ist eine Möglichmacherin, die sich damit beschäftigt, viele verschiedene Projekte zu unterstützen und zu vernetzen, und so Nachhaltigkeit voranzutreiben. Im Juni 2020 saßen wir zusammen und haben uns nicht nur über ihre aktuellen Projekte unterhalten, sondern auch über die Philosophie, die hinter dem Wandel steckt.
“Mein Wandelpunkt ist ein Prozess, der nicht aufhört, wenn man davon ausgeht, wann hast du dich irgendwie verändert oder wieso bist du anders. Was bedeutet eigentlich Wandelpunkt? Ich gehe davon aus, dass Wandelpunkt bedeutet, eine Wahrnehmung zu bekommen, für die aktuelle Situation und eben nicht mehr nach gewohntem Dienst nach Vorschrift etwas zu tun, was einfach nicht mehr richtig ist. Das hatte ich in einem Kaufhaus, in dem ich mir ein Shirt holen wollte und plötzlich gehörte alles um mich herum zusammen. Dieser Stapel von Shirts in allen möglichen Farben und allen möglichen Größen, der noch im Lager hundertfach lag, der produziert wurde, hundertprozentig in Asien unter, damals auf jeden Fall, unmenschlichen Bedingungen, mit Chemikalien die nicht nur für die Menschen die das produzieren, sondern auch die, die’s anziehen ungesund sind und am Ende, wenn ich die Sachen wasche das Ganze auch noch ins Abwasser geht.”
Feyza hat BWL, Politikwissenschaft, Philosophie und Soziologie studiert, mit Schwerpunkt auf Demokratieentwicklung und internationaler Politik.
2006 gründete sie Opera Civil, eine “Hilfe als Dienstleistung” für die Zivilgesellschaft, die die Kraft für den Wandel befördert. Fokus bei ihrer Arbeit ist, die Zivilgesellschaft zu unterstützen, ihre Alternativen zu kommunizieren, zu verstärken und damit das “falsche / zerstörerische und schadende System des Wachstums” zu verändern.
“Wichtig sind die Verbundenheit und der Versuch, zu verstehen und zu erklären. Warum zum Beispiel hat Corona es geschafft, dass es heute mehr um Tierwohl geht als in den letzten 20-40 Jahren? Es gibt Romane aus der Jahrtausendwende, die über Tierschützer und die schlimmen Verhältnisse von Tieren und Arbeitern erzählen. Steigt das Bewusstsein über Zusammenhänge? Ich hoffe. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Aber ich hoffe auch, dass all die Maßnahmen nicht nur Schönheitsreparaturenim falschen System sind. Darum bin ich gern tätig für die Information der Öffentlichkeit, für Mindcrossing und strategische Kommunikation. Text- und Pressearbeiten gehören ebenso zum Kerngeschäft wie Gespräche in Projekt-Teams, interne Beratungen oder öffentliche Moderationen. Dies unterstützt diejenigen, die erfolgreich und aktiv im Zeitalter des Anthropozän für Klimaschutz, Energiewende, grenzenlose Menschenrechte und Aufklärung eintreten.”
Hier sind ein paar von den Aktivitäten, die Feyza aktiv begleitet:
Seit 2008: Sommerwerft / protagon e.V Seit 2010: Glück ist Jetzt 2010 – 20 viele Initiativen und auch Unternehmen unterstützt, u.a.:
* Bürger AG für nachhaltiges Wirtschaften FrankfurtRheinMain
* Klimagourmet Frankfurt
* Spaziergänge in der City zum Thema Klimaschutz
* Moderationen, Konzeptionen Seit 2017: Transition Town Frankfurt Seit 2018 GF vom Erzeugermarkt Konstablerwache (Frankfurter Marktverein e.V.)