Gemeinsam geht’s leichter – Nachhaltigkeitspraktiker, Johanna Roos & Judith Busse

Johanna Roos ist gelernte Kultur-und Sozialanthropologin aus Frankfurt am Main und ist seit 2016 Mitarbeiterin in der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Seit 2020 leitet sie das Programm Nachhaltigkeitspraktiker, das Menschen dabei unterstützt, persönliche Ziele für eine nachhaltigere Lebensgestaltung umzusetzen und dann ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.
Judith Busse studiert Philosophie an der Goethe Universität in Frankfurt und hat 2021 an dem Programm teilgenommen.
In Oktober 2021 haben wir uns mit den beiden über die Herausforderung den ersten Schritt zu tun nachhaltiger zu leben, wie es gemeinsam einfacher geht und selbstverständlich über ihre Wandelpunkte unterhalten.

Während regelmäßiger, von der Stiftung begleiteter Treffen mit Gleichgesinnten unterstützen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms gegenseitig dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele – sei es im Konsumverhalten, im Bereich Haushalt oder beim Thema Ernährung – zu erreichen. Ein begleitendes Workshop- und Vortragsangebot bietet zusätzliche Impulse. Welche Herausforderungen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrem Weg zu mehr gelebter Nachhaltigkeit begegnen und welche Erfahrungen sie machen, teilen sie anschließend mit ihrem Umfeld. Ein Projektteam begleitet die Gruppe in der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsvorhaben und unterstützt sie dabei, anderen ein Vorbild zu sein.
Anhand ihres eigenen Beispiels zeigen die Nachhaltigkeitspraktikerinnen und -Praktiker auf, wie es gelingen kann, an einer nachhaltigeren Stadtgesellschaft für Frankfurt mitzuwirken.

Jetzt ist auch schon klar, dass es im nächsten Frühjahr eine neue Runde Nachhaltigkeitspraktiker geben wird: Ab Ende Januar 2022 können sich Interessierte ab 18 Jahren (ohne Altersbeschränkung nach „oben“) wieder über die Website des Projekts bewerben. Los geht es dann Mitte März. Alle weiteren Infos gibt es Anfang nächsten Jahres auf der Website oder auch gerne bei einem persönlichen Gespräch.

Johanna

“Ich glaube es gab verschiedene kleinere Wandelpunkte, die mich immer wieder zu neuen Wandelpunkten führten. Zuerst vielleicht mich als junges Mädchen zu entscheiden der Tiere wegen kein Fleisch mehr zu essen, dann das Entsetzen in britischen Supermärkten mit doppelt und dreifach in Plastik eingepackten Lebensmitteln und der Schwierigkeit, mit wenig Geld anders einzukaufen, dann das Erleben von vermüllten Stränden und die Themen, die mir danach in der Bildungsarbeit im Weltladen begegnet sind (zum Beispiel der Wasserverbrauch in der Kleidungsindustrie…). In Frankfurt hat dann das Thema Lebensmittelrettung nochmal ganz neue Perspektiven eröffnet und so habe ich dann nach und nach die unterschiedlichen Initiativen hier in Frankfurt entdeckt. Das Engagement der Menschen in den Initiativen hat mich persönlich sehr beeindruckt und inspiriert.”

“Die Idee zum Projekt kam gemeinsam 2019 mit einem ehemaligen Stipendiaten, inzwischen Referenten in unseren Programmen in der Stiftung. Wir waren uns einig, wie schwer es ist, alte Routinen aufzugeben und neue zu etablieren und dann auch dran zu bleiben. Außerdem gibt es so viele Informationen an so vielen Stellen, die manchmal überfordern oder auf den ersten Blick den Eindruck erwecken, dass ich es als Einzelperson nur schwer richtig oder besser machen kann. Manchmal ist es einfach schwer einzuschätzen, welcher Weg der bessere ist. Wenn dann das eigene Umfeld vielleicht (noch) nicht so interessiert an nachhaltigeren Lebensweisen ist, wird es noch schwieriger.”

“So kam die Idee Menschen die Möglichkeit zu geben, sich in einer Gruppe schaffbare Ziele Schritt für Schritt vorzunehmen, sich dort auch gegenseitig zu motivieren dranzubleiben, Input von Expertinnen und Experten zu bekommen und am Ende dann anderen von den eigenen Erfahrungen zu berichten und zu zeigen, wie und wo man anfangen kann.”


“Personen, die ihren Alltag nachhaltiger gestalten wollen möchte ich gerne noch sagen: Fangt da an, wo es euch leichtfällt. Sucht euch etwas aus, das ihr Lust habt auszuprobieren. Schaut auch darauf, was ihr schon macht und nehmt euch nach und nach Zeit in eurem Alltag in Küche, Bad, Einkauf… zu beobachten, wo ihr Dinge ändern könnt. Dann fangt langsam mit der Umstellung an. Nehmt zum Essen gehen eine Dose von zuhause für die Reste mit oder löscht mal alte E-Mails, die das Postfach unnötig füllen und so Strom für die Speicherung verbrauchen. Sicher werden euch dann noch viel mehr Möglichkeiten auffallen, welche eurer Routinen ihr verändern könnt. Und vergesst nicht, anderen Leuten von euren Vorhaben, Herausforderungen und Erfolgen zu erzählen. Hoffentlich probieren sie es dann auch.”

Judith

“Immer wieder, wenn ich frustriert bin, weil ich etwas nicht hinbekommen habe oder ich das Gefühl habe nichts ändern zu können in der Welt, dann sind Begegnungen mit Menschen jedes Mal wieder ein Wandelpunkt für mich. Sie motivieren mich, bauen mich auf und geben mir wieder Freude am Leben. Ich glaube, dass die Grundlage für nachhaltiges Leben und Handeln die Beziehung der Menschen zueinander und mit der Natur ist.”

“Als ich bei einem Vortrag beim Programm Nachhaltigkeitspraktiker*innen gehört habe, wie viele Plastikteilchen beim Wasserkochen im Plastikwasserkocher ins Wasser gehen, habe ich wieder vermehrt über das Thema Plastik nachgedacht und daraus entwickelte sich auch die Idee für meine Kurzgeschichte über Plastik.”

Hier klicken um Judiths Kurzgeschichte zu lesen.

Links:
Nachhaltigkeitspraktiker der Stiftung Polytechnische Gesellschaft:
Webseite: https://www.nachhaltigkeitspraktiker.de
Instagram: https://www.instagram.com/sptgffm

Goethe‘s Green Initiative:
Website: http://goethesgreenoffice.de
E-Mail: kontakt@goethesgreenoffice.de

Umsonstladen „Drehscheibe“:
Website: http://goethesgreenoffice.de/umsonstladen-drehscheibe
Facebook: https://www.facebook.com/umsonstladenGGO
E-Mail: drehscheibe@goethesgreenoffice.de

Alle Fotos: Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Philip Eichler

Zwischenspielmusik “Turkey Groove” vom Pseudosound


Falls ihr uns von eurem persönlichen Wandelpunkt erzählen möchtet und was daraus entstanden ist, oder wenn ihr jemanden kennt, den wir interviewen sollen, einfach kontaktieren oder eine E-Mail an kontakt@wandelpunkt-podcast.de schicken.
Wir freuen uns, von euch zu hören.